Dieser Bericht beginnt nicht umsonst mit einem kurzen Exkurs über das Essen auf den Philippinen. Im Gegensatz zu den philippinischen Nachbarstaaten China, Thailand und Malaysia hat dieser Inselstaat keine wirklich landestypische Küche. Von der spanischen Besetzungszeit sind kaum Gerichte übriggeblieben und die Amerikaner haben der Menükarte nur Hamburger und Coca Cola hinzugeführt. Während früher vor allem Reis und Fisch auf dem Teller waren, wird seit der Überfischung und Ausbeutung des umliegenden Meeres während der letzten zwei Jahrzehnte vorwiegend Huhn und Schwein gegessen. Mäge und ich lassen normalerweise das Frühstück aus oder nehmen einige Früchte ins Batulong-Center mit. Am Mittag essen wir dasselbe wie unsere Batulong-Kinder: immer Reis mit einer Beilage, z.B Suppe, Ei in Sauce, Huhn usw.
An diesem Tag gibt es Suppe mit Huhn und Kokosnuss. Von einem Baum in unserem Garten zupft man die Blättchen als Gemüse:
Kalamungay
Für die Kokosmilch wird das Fleisch geraspelt, in heisses Wasser gegeben und dann gesiebt oder ausgedrückt.
Gemüse essen die Filippinos nur in geringen Mengen (in der Suppe)- leider. Am Abend essen Mäge und ich auswärts, aber die Auswahl ist sehr beschränkt. Umso mehr freut es uns, als wir ein auf Meeresfrüchte spezialisiertes Restaurant finden, das sehr feine ausgebackene Wasserkresse-Blätter serviert. Am nächsten Tag gehen wir gleich noch einmal und ich bestelle unglücklicherweise süss-sauren Fisch und gebe Mäge noch ein Stück zum Probieren. Dieses Gericht beschert uns dann eine schlimme Nacht und einen Tag im Bett mit Magenschmerzen :-(. Thata meint, wir sollten vielleicht nur noch Huhn essen…. ;-/
Früchtestand in der Nähe unseres Hotels mit Mangos, Papaya, Ananas, Melonen, Pomelos und Durian
Cagayan de Oro hat zwar etwa eine dreiviertel Million Einwohner, aber wir treffen dennoch diese Woche gleich zwei ehemalige Batulong Studenten: Ringo war einer der ersten von Batulong unterstützten High School-Schülern, der die Schule abschloss und sofort eine Stelle in einem Restaurant fand. Er arbeitet nun in einem grossen Shoppingcenter in einem Geschäft.
Myza, unsere erste IT-Studentin, treffen wir im Telekommunikationsladen, denn auch sie interessiert sich für einen Internet-Kabelanschluss für ein eventuelles zukünftiges eigenes Geschäft. Sie arbeitet jetzt bei einer grossen Schifffahrts-Gesellschaft. So zufällige Treffen sind immer schön und eine Erinnerung daran, was Batulong in den letzten Jahren bewirken konnte.
Thata’s Bemühungen, das Stipendium von Zanzan durch ein Gespräch mit dem Schulleiter zu retten, sind leider an der Kooperation der Studentin gescheitert. Obwohl die Zeit am Vorabend von Zanzen vorgeschlagen wurde, erschien sie am nächsten Morgen nicht und rief später an, sie habe das Treffen vergessen. Auch Thata meinte, das sei einfach eine Ausrede, weil die 19-jährige dem unangenehmen Gespräch ausweichen wollte. Einmal mehr wurde hier die Zukunft und eine ganze Karriere dem sogenannten Wahren des Gesichtes geopfert. Wir sind natürlich enttäuscht darüber, aber müssen auch akzeptieren, wenn jemand seine Chancen und das Engagement wohlmeinender Dritter ignoriert.
Mitte Woche findet die Eltern-Info für die neu aufgenommen Kinder statt. Wir nutzen das relativ kleine Publikum für einen Testlauf mit dem Beamer und einer Powerpoint Präsentation. 
Unsere selbst gebastelte Leinwand im Einsatz 🙂
Am nächsten Tag begleiten wir Carla, das Mädchen, das in der speziellen Kleinklasse hoffentlich doch noch lesen, schreiben und rechnen lernt, in die Stadt. Ihr älterer Bruder, der erst nächsten Frühling wieder zur Schule gehen wird, soll sie die nächsten Wochen zur Schule begleiten, bis sie weiss, welche Transportmittel sie nehmen muss.
Gruppenfoto mit Carla, ihrer Tante und Christian vor der Schule
Unterwegs in der Schule kommt dann plötzlich die Angst vor dem Ungewissen auf und sie braucht Unterstützung
Die neue Lehrerin von Carla
Ein schwieriges Thema ist unsere kleine Bibliothek. Sie wird nicht benutzt und wir fragen unsere Mitarbeiter, woran es liegt und was man ändern könnte. Sie sagen, die Kinder seien nicht interessiert. Wir versuchen, mit Thata und Keno Möglichkeiten zur Lese-Motivation zu erarbeiten, z.B den Kindern Bücher vorzustellen und ihnen daraus vorzulesen. Ich sage, dass Thata da vermutlich mehr Erfahrung hat als Mutter von drei Kindern, aber erfahre, dass sie ihnen noch nie eine Geschichte vorgelesen hat! Sicher hat es auch etwas mit dem Bildungsstand der Eltern zu tun, aber tendenziell wird auf den Philippinen sehr wenig gelesen. Lesen wird gesehen als Mittel zum Verstehen in der Schule, nicht als etwas Positives in der Freizeit. Wozu auch lesen, wenn man Fernsehen und Facebook hat :-/. Wir waren etwas naiv zu denken, dass die Kinder nur so in unsere Bibliothek strömen würden, weil sie endlich ein Büchlein zu Hause lesen dürften. Natürlich versprechen unsere beiden Mitarbeiter, sich mehr Mühe zu geben, aber wir realisieren auch, dass wir die ganze Zeit hier sein müssten, um eventuell das Desinteresse und die Trägheit der armen philippinischen Bevölkerung zu durchbrechen. Auch wenn wir nicht gleich aufgeben, realisieren wir doch auch, dass die Bibliothek wohl auch in Zukunft nicht so rege benutzt wird, wie wir es uns wünschten, und dass wir mit einem Oberstufen-Mathematiklehrer als Sozialarbeiter eher keinen Geschichtenerzähler haben. Im Gegensatz zum tendenziell kopflastigen Unterricht in der Schweiz wird hier in der Schule viel gesungen, getanzt und gebastelt und so lange die Kinder das Lesen für die Schule meistern, steht es ihnen frei, unser Angebot zu nutzen oder nicht.
Ein Schulevent heisst „united nations“ und die Kinder sollen sich traditionell zu einem Land kleiden, Tänze vorführen und Flaggen basteln. Jezza Mae hat das Thema Korea (ob Nord oder Süd ist nicht bekannt)